Eine Doula kann die Geburtsdauer um fast 4 Stunden verkürzen

Doula Mona hilft bei Hausgeburt Kopie

Doula Mona hilft mit Akupressur und Geburts TENS bei einer Hausgeburt

Lesedauer: 6 Minuten

Eine Geburt ist eine sehr intensive Erfahrung. Eine Doula verkürzt diese Zeit. Doula bedeutet „Dienerin der Frau“ und sie garantiert eine durchgehende 1:1 Betreuung in der Geburt. Diese wird auch in den Leitlinien für eine Geburt gefordert, aber in der Praxis oft nicht gelebt. Die Doula bleibt bei dir – egal wie lange es dauert. Wir haben Doula Mona zu ihrer Arbeit drei Fragen gestellt.

Darum geht’s im Interview mit Doula Mona:

  1. Wie arbeitest du als Doula vor der Geburt mit dem Paar zusammen?
  2. Wie unterstützt du konkret bei der Geburt?
  3. Was ist der Unterschied zwischen Doula und Hebamme?

1. Diana von Geburts-TENS.de: „Mona, du arbeitest als Doula in Wien und betreust jährlich viele Frauen bei der Geburt. Erzähl uns doch bitte wie du vor der Geburt mit dem Paar zusammenarbeitest?“

Mona: „Ich treffe mich mehrere Male mit dem Paar. So kann ich alle Fragen beantworten und höre unvoreingenommen den Sorgen und Ängsten der werdenden Eltern zu. Gemeinsam schreiben wir dann einen Geburtsplan und besprechen alle möglichen Szenarien. Aber auch alle Wünsche, wie sich das Paar die Geburt im Idealfall vorstellt.

Wenn man sich das einmal aufschreibt, werden der Geist und der Körper darauf gut vorbereitet. Jen McLellan bringt das gut auf den Punkt: „Die Kraft des Geburtsplans liegt nicht im Plan selbst. Sie liegt darin, sich seiner Möglichkeiten bewusst zu werden.“ Im Geburtsplan gehen wir auch schon auf die Wünsche für das Wochenbett ein.

Ich schaffe Klarheit und Verbindung zur eigenen Intuition der werdenden Mama. Doulas haben Kontakt mit vielen anderen Professionellen aus der Geburtswelt und können so helfen, die richtigen Ansprechpartner zu finden: Hebammen, ÄrztInnen, Geburtshäuser, ChiropraktikerInnen, OsteopathInnen etc.

Doulas leisten aber auch einen großen Beitrag mit der Informations-Flut in der Schwangerschaft umzugehen. Durch die unendlichen Möglichkeiten der Recherche, erlebe ich immer öfter verunsicherte Eltern.

Ich nehme mir auch die Zeit den Partner mental auf die große Veränderung vorzubereiten, die ein Baby so mit sich bringt. Das hilft für ein gutes Miteinander und ein entspanntes Wochenbett.“

Diana: „Du stehst also dem Paar in dieser turbulenten Zeit mit Rat und Tat zur Seite. Wie unterstützt denn die Doula konkret bei der Geburt?“

Mona: „Die Doula hilft positiv und selbstbestimmt in die Geburt zu gehen und stellt sicher, dass alle Wünsche respektiert und auch vom Rest des Geburtsteams gehört werden. In der Klinik schützen die Doulas die Frauen vorwiegend. Die Klinik-Hebammen haben meist mehrere Geburten, die sie gleichzeitig betreuen müssen. Da bleibt oft nicht die Zeit für die einzelne Frau einfach nur da zu sein. Die Doula ist dafür die Fachfrau.

Ich massiere die Frau in der Geburt gerne zur Beruhigung. Und ich erinnere sie daran sich regelmäßig zu bewegen und viel zu trinken. Auch Akupressur hilft. Meine Lieblings-Akupressur-Punkte liegen in der Handinnenfläche. Du aktivierst sie in dem du einen Kamm in der Hand zusammendrückst. Das Gehirn fokussiert sich dadurch nur auf diesen Schmerz und du nimmst die Wehen weniger war. In Kombination mit eurem Geburts-TENS Gerät ist das ideal.

Die Doula kann auch in der Austreibungsphase helfen, verschiedene Positionen auszuprobieren, um die Geburt voranzubringen. Meine Lieblings-Position ist der Vierfüßlerstand. Wenn du die Knie zusammenbringst und die Knöchel weiter auseinander ziehst, kannst du so den Beckenausgang vergrößern. Dabei kann man auch gut pressen. Aber jede Frau fühlt sich in einer anderen Gebär-Position wohler. Ich biete daher viele Stellungen an und wir finden gemeinsam, die Effektivste. Dieser seelische und körperliche Beistand hilft bei der Geburt und ist nicht zu unterschätzen.

Die positiven Effekte einer Doula

Die Anwesenheit einer Doula hat mehrere positive Effekte. Durchschnittlich dauert eine Geburt 15 Stunden. Durch eine Doula kann die Gebär-Zeit auf 11 Stunden und 15 Minuten sinken. Die Vorteile konnten bereits in mehreren Studien* bewiesen werden. Die Begleitung einer Doula kann:

  • die Dauer der Geburt um 25 % verkürzen
  • die Kaiserschnittrate um 50 % senken
  • den Bedarf nach schmerzstillenden Medikamenten um 30 % reduzieren
  • den Bedarf an Wehenmitteln um 40 % reduzieren und
  • die Nachfrage nach einer PDA um 60 % senken.

Kurzum: es gibt mehr Spontangeburten, viele natürliche Geburten und zufriedenere Eltern, wenn Doulas anwesend sind.“

3. Diana: „Das sind starke Zahlen und gerade die 1:1 Betreuung wünscht sich jede Frau zur Geburt. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Doula und einer Hebamme?“

Mona: „Bei der Arbeit der Doula geht es vor allem um den emotionalen und körperlichen Beistand. Sie darf nichts Medizinisches machen und unterliegt auch keiner Schweigepflicht. Meist regeln wir die zuvor vertraglich. Doulas und Hebammen können sich perfekt ergänzen und entlasten. Wir haben beide das gleiche Ziel: Dass es der Frau und dem Baby während der Geburt gut geht. Gerade in Zeiten, wo Hebammen Mangelware sind, ist die Arbeit der Doulas ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft.

Die Hebamme übernimmt während der Geburt die medizinische Versorgung und die komplette Verantwortung. Sie muss den Geburtsverlauf dokumentieren und wird über die Krankenkasse abgerechnet. Die Doula übernimmt insbesondere die Bekräftigung der Frau. So entsteht viel positive Energie für die Geburt und wir können auf eine natürliche und selbstbestimmte Geburt hinarbeiten.

Dadurch, dass die Doula keine medizinische Verantwortung für die Geburt hat, geht sie gewissermaßen auch keine Konkurrenzsituation mit der Klinik-Hebamme ein. Dennoch mögen manche Krankenhäuser es nicht, wenn eine Doula mit in den Kreißsaal kommt. Es ist aber die Entscheidung der Frau und des Paares!

Wer übernimmt die Kosten?

Jede Gebärende darf eine Doula und auch den Partner mitnehmen! Einige Krankenhäuser haben die Pandemie-Regelung beibehalten: es darf also nur der Partner oder die Doula mitgenommen werden. Am besten informiert ihr euch beim Beratungsgespräch im Krankenhaus vorab darüber, wie offen das ausgewählte Krankenhaus mit einer Doula-Begleitung umgeht und wen ihr alles mitbringen könnt. Das gibt Sicherheit.

Der Begriff Doula ist kein geschützter Titel. Jede Frau, die schon vielen Kindern auf die Welt geholfen hat, darf sich Doula nennen. Die Kosten für eine Doula sind momentan reine Privatsache. Die Krankenkasse bezahlt die professionelle Geburtsbegleitung leider noch nicht. Und das obwohl unsere Arbeit so wichtig ist. Es ist in gewisser Weise so, als wenn wir zurück zum Gebären im Ursprung gehen. Umgeben von liebevollen Menschen, die sich bedingungslos kümmern, sich gut auskennen, nicht in die physiologischen Prozesse einer Geburt eingreifen und der Gebärenden voll und ganz vertrauen.“

Diana: „Vielen Dank für den Einblick in deine Arbeit. Wir wünschen dir und den Frauen, die du noch betreuen darfst, tolle Geburtserfahrungen!“

Hier findest du Mona: www.monaalkhelewi.com oder www.instagram.com/monaalkhelewi

 

*Das ist die Quelle für die Studie: Marshall H. Klaus; John H. Kennel; Phyllis H. Klaus Doula, Der neue Weg der Geburtsbegleitung.